TINA HAASE

30. Juli – 17. September  2017

TINA HAASE      SITUATION BUNT   

Finissage: Dr. Reinhard Ermen, Stuttgart
im Gespräch mit der Künstlerin

Sonntag, 17. September 2017, 15 Uhr

Im Anschluss an das Künstlergepräch mit Dr. Reinhard Ermen wird der Kurzfilm „Wush“ (2017) von Tina Haase gezeigt. 

Die Installation aus Plastiktüten im Kornhaus wirkt gegen das Licht wie Kirchenfenster. Foto: © Carsten Riedl/Teckbote

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Wann wird es zu bunt oder wieviel geht noch?

Die Bildhauerin Tina Haase befragt alltägliche Dinge, Räume oder Gebäude nach ihren spezifischen Qualitäten. Den physikalischen, optischen oder kontextuellen Besonderheiten folgend, entstehen künstlerische Arbeiten wie Objekte, Kunst am Bau, Raum-Installationen, Performances und Kurzfilme. Die Suche nach dem Eigentlichen, Eigentümlichen und dem Jeweiligen führt manchmal zu Identitätsverschiebungen in denen Selbstverständlichkeiten verrutschen und in denen das doppelte Sehen eine Rolle spielt: das Wiedererkennen und das Neusehen .

Manchmal entsteht Kunst im Kontext besonderer Räume. Durch einfache, oft minimale Eingriffe gerät das jeweils Besondere oder „Neuralgische“ des Raumes in den Fokus. Durch die Interventionen, erhalten die räumlichen Situationen eine ganz andere Grundstimmung. Ihren Identitäten und Funktionen gesellt sich ein zweiter Blick hinzu, der nicht selten die eigene Erwartungshaltung deutlich macht und in Frage stellt.

Das Einfache, Schlichte spielt bei der Materialwahl eine Rolle. In den letzten Jahren sind oft farbige Dinge in den Fokus ihrer Auseinandersetzung gerückt. Die zunächst sachliche Suche nach der Form die „zwingt“ und die einfache Umsetzung: Der direkte Weg ist zielführend. Es kann im streng geordneten Durcheinander enden oder in einer einleuchtenden Umverteilung. Anleitungen zum Verständnis braucht es nicht.
Die Installation in der Städtischen Galerie in Kirchheim ist u. a. eine Weiterentwicklung der Wandarbeit „Wieviel Farbe kannst Du noch ertragen“, die 2017 für die große Wand im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt entstand. Hier in Kirchheim setzt sich Tina Haase mit der Farbe im dreidimensionalen Raum auseinander. Kirchheim Teck ist historisch gesehen über die Textilindustrie gewachsen. Darauf wird sich die Arbeit mit einfacher Geste ebenso beziehen, wie auf die schweren, dunklen, material-lastigen und unverwüstlichen Qualitäten des Raumes.

Wann wird es zu bunt oder wieviel geht noch? Für die Künstlerin trifft der Titel nicht nur die Bechreibung ihrer Arbeit, sondern auch den Nerv der Zeit.

fig.1: Ausschnitt aus der 20 qm großen Wandarbeit mit dem Titel „Wie viel Farbe kannst Du noch ertragen?“ © Tina Haase
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TINA HAASE CV

Tina Haase studierte Kunst an den Akademien in Münster und Düsseldorf, wo Sie als Meisterschülerin von Fritz Schwegler abschloss. Reisestipendien führten sie in die USA und nach Italien. Regelmäßige Ausstellungen mit Schwerpunkt in Deutschland, aber auch in Belgien, Niederlande, Österreich, der Schweiz, Spanien, Polen und den USA machten ihr Werk bekannt. Neben dem bildhauerischen Werk entstanden in den 1980iger Jahren Kurzfilme mit Karin Hochstatter (Paranose Produktion) und in den 90iger Jahren raumbezogene Choreografien. Ab 2002 realisierte sie verschiedene Kunst am Bau Projekte. 2004 lehrte sie als Professorin für Gestaltungslehre am Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein. Seit 2007 ist sie Ordinaria am Lehrstuhl für Bildende Kunst an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität in München. Tina Haase lebt und arbeitet in Köln und München.
http://www.tinahaase.de

Tina Haase