JOHANNES VOGL
Ap⋄pa⋄ra⋄tur
Eröffnung: Freitag, 3. August, 19.00 Uhr
Einführung: Dr. Heiderose Langer, Kuratorin/Kunstbeirat
Dauer der Ausstellung:
3. August bis 23. September 2018
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr
Künstlergespräch: Sonntag, 23. September, 16.00 Uhr
Vom 3. August bis 23. September 2018 zeigt die Städtische Galerie im Kornhaus eine Ausstellung mit apparativen Skulpturen des Bildhauers Johannes Vogl (*1981 in Kaufbeuren). Der Ausstellungsraum des Kornhauses verwandelt sich in eine Bühne. Ein Vorhang trennt den Backstage-Bereich mit der sichtbar gelassenen Technik von der Bühne, auf der verschiedene Apparaturen ihren von Geräuschen begleiteten Auftritt inszenieren. Vor dem Kornhaus wird der Besucher von einem Aufmerksamkeit und Erstaunen hervorrufenden Fahrrad, das sich auf unerklärliche Weise für einen Kirchturm hält und die Uhrzeit ansagt, empfangen.
Seit Duchamps epochalen Ready-mades gilt das Diktum, dass sich jedes beliebige Material, vor allem gekaufte, gebrauchte und gefundene Werkstoffe sowie Alltagsdinge, durch den Transfer in den Kontext der Kunst in ästhetische Objekte verwandeln lassen. Ebenso grundlegend für die Neudefinition von Skulptur im 20. Jahrhundert sind auch die Einbeziehung von elektrischen Lichtquellen und verschiedenen Klangmaterialien sowie mechanischen Bewegungsabläufen. Auf diesem Weg eröffnet die kinetische Kunst dem Künstler eine ganz neue räumliche wie auch zeitliche Wahrnehmungsdimension. „Die Wirklichkeit wird nicht länger dargestellt, sie wird von künstlerischen Aktivitäten oftmals direkt durchformt“, stellt Gottfried Boehm fest.
Vor diesem Hintergrund verorten sich die bewegungserzeugenden Skulpturen von Johannes Vogl auf der zeitgenössischen Kunstbühne als eigenständige und gleichfalls eigensinnige Akteure. Hier lassen sie die Banalität des Alltags und so auch ihre festgelegte Funktionalität hinter sich und verfügen durch Motoren, einfache elektronische Schaltungen, Licht und Töne über eine eigene, den Betrachter oftmals überraschende Lebendigkeit. Sie wirken befremdlich und anziehend zugleich. Diese sich neu erfundenen Gegenstände und Apparate dienen dem Menschen nicht mehr im Alltag sondern agieren in endlosen Loops, führen monotone Selbstgespräche und scheinen in autistischen Handlungen gefangen zu sein. Das heißt, sie entwickeln eine sonderbare Eigendynamik und konsequente Logik. Es geht nicht unbedingt darum, Geschichten zu erzählen. Viel eher will jede Skulptur ein Gegenüber sein, das die emotionalen, sinnlichen und imaginativen Möglichkeiten des Betrachters aktiviert. Dieser spiegelt sich in den Skulpturen, spürt zum Beispiel romantische Gefühle beim Betrachten des Mondes oder hört Kratzgeräusche, die ihn einen Schauder empfinden lassen. Kunst und Leben agieren vielversprechend miteinander.
Johannes Vogl, Künstler, Erfinder und Arrangeur, studierte an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Karlsruhe, der Akademie der bildenden Künste Wien, der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und der Universität der Künste Berlin (UDK). Er lebt und arbeitet in Berlin.
fig.1-3: Ausstellungssituation AP⋄PA⋄RA⋄TUR, Fotos © Johannes Vogl